Das Prajnaparamita-Sutra
In diesem Text wird die Lehre von der Unwirklichkeit der konventionell erfahrenen Welt dargestellt. Philosophische Methoden beweisen, dass die Wesenheit, die wir in unserer alltäglichen Erfahrung Dingen und Erscheinungen zusprechen, nichts anderes ist als das Produkt unseres analysierenden Denkens und unserer sinnlichen Wahrnehmung.
Dem wird die Vorstellung des »Höchsten Seins« gegenübergestellt, wie es im Moment der Erlösung erfahren wird. Das Höchste Sein ist gekennzeichnet vom Merkmal der Leerheit (sunyata*). Leerheit ist das Fehlen von inhärenter Existenz, von Existenz durch sich.
Das bedeutet, man legt die Objekte den Bennenungen nur bei. Zum Beispiel legt man den Begriff »Stuhl« einer Ansammlung von vier Beinen, einer Lehne und einer Sitzfläche bei. »Stuhl« ist aber nicht einer der Teile für sich, noch ist er getrennt von diesen Teilen, noch ist er die Ansammlung der Teile. Wäre »Stuhl» die Zusammensetzung der Teile eines Stuhls, würde das bedeuten, dass jeder Teil ein Stuhl wäre oder dass diese Ansammlung keine Teile hätte. Deshalb existiert ein Stuhl nur als Beilegung oder als Bezeichnung. Dieses kurze Beispiel illustriert die Denk- und Argumentationsweise der buddhistischen Philosophie.
Als Konsequenz aus diesen Einsichten ergeben sich zwei Arten von Wirklichkeit: Die »Relative Wirklichkeit« (samvrtisatya) der Erscheinungswelt ist notwendig, um in unserer Welt handeln und sich bewegen zu können. Ihr wird die »Absolute Wirklichkeit« (paramarthasatya) gegenübergestellt, die von der Abwesenheit inhärenter Existenz geprägt ist. Sie zu erkennen führt zur Erlösung.
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